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„Wir bauen Lebensmittel an, und die Menschen essen“
Veröffentlicht am:
16.12.2024 11:15:29
Kategorie :
Allgemein
„Ich will als Ansprechpartnerin da sein. Keiner fährt durchs Dorf und klingelt beim Bauern, um seine Fragen zu stellen. Aber auf social media können mir alle Fragen gestellt werden“, sagt Gesa Ramme
Gesa Ramme sorgt bei Instagram für ein positives Bild der Landwirtschaft
L P D, 16.12.2024 – „Ich kaufe bei Ihnen die Eier, weil ich Ihre Tochter im Fernsehen gesehen habe“. Dieser Satz hat auch den sonst eher skeptischen Vater von Gesa Ramme überzeugt. Seit 2019 zeigt die Landwirtschaftsmeisterin aus Gifhorn ihren Alltag bei Instagram. Und das kommt gut an – mittlerweile folgen ihr rund 20.000 Interessierte. „Ich will als Ansprechpartnerin da sein“, begründet die 32-Jährige ihre Motivation. Keiner fahre durchs Dorf und klingele beim Bauern, um seine Fragen zu stellen. „Aber auf social media können mir alle Fragen gestellt werden“, sagt sie. 40 Prozent ihrer Follower haben keine Berührungspunkte mit der Landwirtschaft oder nur entfernt mit ihr zu tun – aber alle essen. „Was wir Landwirte machen, hat eine große Schnittmenge mit dem, was die Leute interessiert. Wir bauen Lebensmittel an, und die Menschen essen“, bringt sie es auf den Punkt.
Sie selbst hält 2.950 Legehennen in Bodenhaltung im ehemaligen Kuhstall und vermarktet die Eier direkt über den Wochenmarkt in Wolfsburg. Vater Heinrich fährt zudem mit der kostbaren Fracht über Land. Frei nach dem Motto: „Klingeling, hier kommt der Eiermann.“ Auf 50 Hektar Ackerbau werden zudem Weizen, Hafer, Gerste und Lupinen angebaut, die im Legehennenfutter eingesetzt werden. Die andere Hälfte des Landes ist verpachtet. 40 Hektar Grünland werden zur Ernte von Pferdeheu oder als Weide der elf Mutterkühe samt Nachzucht – insgesamt mehr als 40 Kopf Rindvieh – genutzt.
Sie sind oft die Hauptakteure der Videos. Denn als Ramme nach dem Studium ab und zu mal eine Kuhnase statt Urlaubsbildern gepostet hat, kamen direkt Rückmeldungen und Fragen. „Mein Arbeitsalltag ist für andere spannend“, stellte sie fest. Der Zuspruch ermutigte sie, von da an regelmäßig zu posten. „Es gibt immer weniger Höfe, die immer mehr Menschen ernähren. Das führt zu einer Entfremdung“, verdeutlicht sie. Gegen die daraus entstandenen Halbwahrheiten und Vorurteile, die als mangelnde Wertschätzung zu den Landwirten zurückkommen, wollte sie vorgehen. „Wir müssen darüber reden, weil es wichtig ist“, fordert sie auch Berufskollegen auf, es ihr gleichzutun. Landwirte arbeiteten in der Umwelt und mit der Umwelt, sie griffen in die Umwelt ein, das seien Themen, die jeden interessierten.
„Die Werbung mit der Bauernhofromantik hat das Vertrauen zerstört, weil die Verbraucher dahintergekommen sind, dass es auf einem Bauernhof mittlerweile ganz anders aussieht als im Bilderbuch“, sieht sie einen Grund im Misstrauen der Öffentlichkeit. Deshalb nimmt sie die Menschen mit auf den Hof, den sie gemeinsam mit ihren Eltern in einer GbR führt. „Ich zeige unser Leben so wie es ist, mit Problemen und Erfolgen, um zu zeigen, warum die Abläufe sind wie sie sind“, erläutert Ramme. Ihr ist es wichtig, dass ihre Follower sehen, dass echte Menschen hinter ihrem Account stehen.
„Es ist faszinierend, dass ich Menschen erreichen kann, die ich sonst nie erreichen würde“, resümiert sie. Indem sie aktuelle Themen spannend verpackt, bekommt sie viele positive Rückmeldungen „Instagram ist schließlich eine Unterhaltungsplattform. Deshalb poste ich auch lustige Videos und nicht jeden Tag ein sachliches Thema“, zeigt sie auf. Persönliche Gedanken und Gefühle zu teilen, gehöre dazu – wobei persönlich nicht privat bedeute. „Influencer beeinflussen – wie der Name schon sagt. Und das geht nur mit meinen eigenen Gedanken und Meinungen“, ist sie sich ihrer Wirkung bewusst.
