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Weidemilch in Gefahr
Veröffentlicht am:
29.05.2024 16:28:16
Kategorie :
Rinder
29.05.2024 - Breite Allianz für eine bessere Haltungsformeinstufung
Bei der Umstellung der Haltungsformkennzeichnung auf fünf Stufen will der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) die Weidemilch nur dann in die Stufe 4 "Auslauf/Weide" eingruppieren, wenn Milchbauer auch über einen ganzjährig nutzbaren Laufhof für die Tiere verfügen. Viele Erzeuger haben diesen wegen freier Tierbewegung im Laufstall und auf der Weide aber nicht, weshalb deren Milch in Haltungsform 3 "Frischluftstall" eingeordnet werden soll. Dagegen macht nun ein breites Bündnis aus Politik, Landwirtschaft und Verbänden Front.
In einem Brief an die Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung als Träger der Haltungsform mahnt das Bündnis dringend Änderungen an. Hauptforderung ist, das Kriterium "Laufstallhaltung mit Weidegang von mindestens 120 Tagen á sechs Stunden" aus der Stufe 3 in die Stufe 4 zu verschieben und in dieser die Voraussetzung eines Laufhofes zu streichen. Es müsste dann "Haltungsstufe 4 - Weide" lauten.
Sorge um die Weidehaltung
"Wir sehen eine große Gefahr für die Weidetierhaltung, wenn ein Großteil der Weidemilch in die Stufe 3 eingruppiert wird", erklärte Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte am Donnerstag (23.5.) bei einer Presseveranstaltung in Hannover. Diese werde arbeits- und kostenintensiver produziert und müsse entsprechend honoriert werden. Durch eine Eingruppierung im Mittelfeld zusammen mit der Milch aus dem Frischluftstall lasse sich der Mehraufwand nicht mehr hereinholen. "Die Weidetierhaltung nun lediglich der neuen Stufe 3 zuzuordnen, ist ein völlig falsches Signal und erreicht das Gegenteil von dem, was gesellschaftlich gewünscht ist, nämlich dass weniger Tiere auf der Weide stehen werden", warnte Staudte.
Das Aus für die Weidebetriebe
Der Geschäftsführer des Grünlandzentrums Niedersachsen/Bremen und des führenden Labels "ProWeideland", Dr. Arno Krause, kritisierte ebenfalls, dass die Weidemilch derjenigen von Stallsystemen gleichgesetzt und so die Werthaltigkeit von Weidesystemen herabgesetzt werde. Er erwartet, dass die Stufe 3 zukünftig zur Einstiegsstufe des LEH wird und dafür Mengen gebraucht werden. Dies geschehe jetzt schon durch den Import von Milchprodukten aus den Niederlanden, was den Konkurrenzdruck in der Stufe 3 erhöhe. Sollte darin die Weidemilch eingruppiert sein, wäre das "mittel- bis langfristig das Aus für die Weidebetriebe", prognostizierte Krause.
Tier- und artenfreundlichste Haltungsform
Auch der Vizepräsident des Landvolkes Niedersachsen, Frank Kohlberg, forderte, dass die Weidemilch nicht in der Stufe 3 verschwinden dürfe, weil der LEH Mengen benötige, dafür aber nicht zahlen wolle. "Die Mehrarbeit und höheren Kosten in der Weidehaltung müssen vergütet werden, darum muss es eine sichtbare Auslobung in der Sonderhaltungsform geben", betonte Kohlberg.
Die Verbände ProVieh, Greenpeace und Naturschutzbund (NABU) hoben hervor, dass die Weidehaltung die tier- und artenfreundlichste Haltung von Rindern sei und unterstützt werden müsse. Es dürfe nicht sein, dass diese nun in Stufe 3 als Milch aus Frischluftställen bezeichnet werde. Die drei Verbände forderten ebenso wie die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) eine Zuordnung zur Stufe 4, indem das Kriterium Laufhof gestrichen wird.
Bund kommt nicht in die Pötte
Laut Ministerin Staudte hat es auf den Brief an Haltungsform.de bisher nur die Antwort gegeben, dass man sich beraten wolle. "Wir haben da nicht rausgelesen, dass es eine große Offenheit gibt, die Bedenken wirklich ernst zu nehmen", berichtete die Grünen-Politikerin. Deshalb müsse das wichtige Anliegen noch mehr in die Öffentlichkeit getragen werden. Staudte wies darauf hin, dass der Bund die fünfstufige Haltungsform auf den Weg gebracht, aber noch nicht für alle Tierarten ausformuliert habe. Nun presche der Handel im Fall der Weidehaltung mit unzureichenden Kriterien und Einstufungen vor.
Die CDU-Landtagsfraktion kritisierte in einer Stellungnahme ebenfalls die Eingruppierung der Weidemilch in die Stufe 3. Das eigentliche Problem liege aber in Berlin: Die Ausweitung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes auf alle Tierarten dauere viel zu lange.