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Vegetarier, Pescetarier oder Omnivore - Bürger sollen selbst entscheiden
Veröffentlicht am:
30.09.2024 15:51:19
Kategorie :
Allgemein
, Rinder
30.09.2024 - Essen eignet sich nicht für den Kulturkampf. Das hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir am Dienstag (24.9.) bei der Vorstellung des Ernährungsreports 2024 betont.
Die Polarisierung zwischen den „Södern dieser Welt“ und „Hardcoreveganern“ sei nicht zielführend, auch die Gesellschaft sei bereits weiter, mahnte der Grünen-Politiker.
Mit Blick auf die Landwirtschaft forderte er ebenfalls eine Abkehr vom Denken in Gegensätzen. Es sei nötig, dass der Biobereich produktiver werde und der konventionelle nachhaltiger. Die Bürger sollten selbst entscheiden, wie sie sich ernährten, es brauche von niemandem Belehrungen oder Vorschriften. Die Rolle der Politik besteht laut Özdemir darin, für echte Wahlfreiheit zu sorgen. Auch die Entwicklungen, die sich im Ernährungsreport 2024 abzeichnen, sieht der Minister nicht als Ergebnis seines Handelns, sondern als Ausdruck einer gesellschaftlichen Veränderung.
Für den Ernährungsreport werden im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums seit 2015 jährlich Verbraucher nach ihren Wünschen, Vorlieben und Gewohnheiten rund um das Thema Ernährung befragt. In diesem Jahr war das Forschungsinstitut Forsa mit der Durchführung der Studie beauftragt.
Tierwohllabel gewinnt an Bedeutung
Als wichtigstes Kriterium für den Kauf eines Lebensmittels identifiziert der Report wenig überraschend den Geschmack. Auf Platz zwei folgt jedoch bereits das Thema Gesundheit. Darüber hinaus zeigt die Erhebung, dass mittlerweile fast 65% der Menschen beim Einkauf auf das Tierwohllabel achten, doppelt so viele wie noch 2015. Beim EU-Biosiegel stieg der Anteil im gleichen Zeitraum von 47 auf zuletzt 59%. Mit 39% kaufen auch deutlich mehr Menschen „öfters“ vegetarische oder vegane Alternativen zu tierischen Produkten; 2020 lag dieser Wert noch bei 29%.
Laut Ernährungsreport essen 71% der Befragten mindestens einmal am Tag Obst und Gemüse, Milchprodukte wie Joghurt oder Käse stehen bei 62% auf dem täglichen Speiseplan. Das sind vier Prozentpunkte mehr als 2023. Bei Fleisch oder Wurst gibt es mit 23% im Vergleich zum Vorjahr kaum Veränderungen. Seit Beginn der Befragung verzehren jedoch immer weniger Menschen täglich Fleisch oder Wurst: Im Jahr 2015 waren es noch 34% und damit elf Prozentpunkte mehr als heute.
Auch Lebensmittelkennzeichnungen gewinnen an Bedeutung. 88% der Befragten haben die Nährwertampel Nutri-Score beim Einkauf schon einmal auf einer Lebensmittelverpackung wahrgenommen. Bei der ersten Erhebung dieser Frage im Jahr 2021 waren es 44% gewesen. 37% geben für den diesjährigen Report an, dass der Nutri-Score auch die Kaufentscheidung beeinflusst.
Bei Obst und Gemüse achten 80% der Befragten auf Saisonalität und 77% darauf, dass die Produkte aus ihrer Region kommen. Angebote spielen für 68% eine Rolle, das sind fünf Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.
Tierhaltungskennzeichnung soll unbürokratisch sein
Aus Sicht der Vorstandsvorsitzenden des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Tina Andres, belegt der Report, dass die Bürger die Ernährungswende eingeläutet hätten; nun sei es an der Politik nachziehen. Bauernhöfe bräuchten unbürokratisch gestaltete Fördermaßnahmen, um auf Bio umzustellen.
Die Sprecherin der Arbeitsgruppe Ernährung und Landwirtschaft der FDP-Bundestagsfraktion, Ulrike Harzer, sagte, dass der Ernährungsreport 2024 zwar zeige, dass Transparenz an der Ladentheke ein zentrales Anliegen der Verbraucher sei. Sie forderte jedoch, dass die Einführung des Tierhaltungskennzeichens der Koalition auch für die Tierhalter praktikabel und unbürokratisch sein müsse. Hier gebe es für das Bundeslandwirtschaftsministerium noch erheblichen Nachbesserungsbedarf.