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Tierschutz-Probleme in der Haltung von Lamas und Alpakas

Veröffentlicht am: 12.08.2024 16:26:58
Kategorie : Allgemein

12.08.2024 - Schon seit den achtziger Jahren erfreuen sich Lamas und Alpakas hierzulande wachsender Beliebtheit als Heim-, Begleit- und Freizeittiere. Prof. Matthias Gauly, Vorsitzender der tierwissenschaftlichen Arbeitsgruppe an der Fakultät für Wissenschaft und Technologie, Freie Universität von Bozen, Italien, beleuchtete in seinem Vortrag auf dem 14. Niedersächsischen Tierschutzsymposium Tierschutz-Probleme im Hinblick auf verschiedene Nutzungsbereiche von Neuweltkamelen. Gesetzliche Grundlage für die Haltung der domestizierten Neuweltkamelen (Lamas und Alpakas) ist das Tierschutzgesetz, bei landwirtschaftlicher Haltung gilt außerdem die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung.

Haltung

Für Lamas und Alpakas als Herdentiere sei Gruppenhaltung (mindestens zwei Tiere) verpflichtend, Hengste müssten mindestens Sichtkontakt zur Herde haben. Bei der üblichen Weidehaltung käme es häufig zu engem Mensch-Tier-Kontakt, der – vor allem in der Frühentwicklung von Fohlen – zu Fehlprägungen führen könne (Berserk-Male-Syndrom). In den ersten Lebenswochen sollte deshalb ein intensiver Kontakt zu Fohlen unbedingt vermieden werden.

Neuweltkamele, die älter als 6 Monate sind, benötigten mindestens 1000 m2 Fläche für die ersten beiden Tiere und für jedes weitere Tier sollten ca. 100 m2 mehr zur Verfügung stehen. Bei diesem Flächenangebot müsse allerdings meistens auf der Weide zugefüttert werden.

Bei der Konstruktion von Stallungen und Unterständen müsse berücksichtigt werden,

dass Neuweltkamele ausreichende Möglichkeiten zum Ausweichen haben. Im Tagungsband heißt es dazu: „Eine Stallnettofläche von 4 m2 pro Tier kann als Mindestmaß angenommen werden, wenn weitere Tiere aufgestallt sind. Die Grundfläche ist dann wie folgt zu erweitern: Tiere, die älter als 6 Monate sind, benötigen zusätzlich 2 m2 / Tier, Fohlen unter 6 Monaten 1 m2 / Tier.“

Zum (Kalt-)Stall empfiehlt Prof. Gauly einen Laufhof bzw. Zugang zu einem Paddock.

Auf der Weide brauchen die Tiere einen zugfreien und wetterfesten natürlichen Schutzraum oder Unterstand. Der Zugang sollte so gestaltet sein, dass ranghohe Tiere ihn nicht blockieren können Am besten sei ein einseitig offener Unterstand, den alle Tiere bei Bedarf aufsuchen können.

Lamas und Alpakas brauchen regelmäßigen Zugang zu frischem Wasser. Mindestens 20 % strukturierte Rohfaser in der Gesamtration seien für die ungestörte Vormagenmotorik notwendig. Weil Neuweltkamele Synchronfresser sind, sollte das Tier-Fressplatzverhältnis 1:1 in Stall und Unterstand betragen – vor allem damit auch rangniedere Tiere ungestört fressen können.

Mehrere geschlechtsreife Hengste in einer Herde mit Stuten zu halten sei unmöglich. In der Regel würden deshalb überzählige Hengste mit 1,5 bis 2 Jahren kastriert, was die Umgänglichkeit signifikant verbessere und die stressfreie gemeinsame Haltung in Gruppen ermögliche.

Auch wenn Neuweltkamele niedrige wie hohe Temperaturen gut vertrügen, müssten sie aber mindestens einmal in zwei Jahren geschoren werden (bei starker Bewollung jährlich) und auch die Hufe müssten regelmäßig kontrolliert und geschnitten werden.

Fütterung

Ein ausgewachsenes Alpaka hat einen Energiebedarf für die Erhaltung von ca. 7 bis 8 MJME. Ein ausgewachsenes Lama liegt bei 10 bis 12 MJME. Der zusätzliche Energiebedarf für Leistungen z.B. bei Trekkingtouren hängt von der zurückgelegten Strecke, der Streckengestaltung sowie der zu tragenden Last ab. Neuweltkamele benötigen zur Erhaltung etwa 8 bis 10 % Rohprotein in der Diät. Trächtige (letzte 2 – 3 Monate) und laktierende Tiere benötigen einen Gehalt von 12 bis 15%, Jungtiere noch mehr (< 9 Monate 14 – 16 %; 9 – 18 Monate 12 – 14 %), was aber bis zum Absetzen durch die Milch abgedeckt wird.

Trekking

Lamas oder Alpakas als Kutschtiere einzusetzen sei aus Tierschutzsicht grundsätzlich abzulehnen. Würden die Tiere bei Trekkingtouren eingesetzt, könnten (bei Tiergewichten von 120-140 kg) Tagesmärsche von 12–17 km bei mäßiger Steigung von trainierten Tieren gut bewältigt werden. Die Nutzlast sollte dabei etwa 15-17 % des Lebendgewichts nicht übersteigen (18-24 kg). Zwei britische Organisationen (British Llamaociety BLS und British Alpaca Society BAS) hätten bereits 2018 Leitlinien zur Kamelidenhaltung veröffentlicht und es sei zu hoffen, dass auch für Deutschland klare Empfehlungen erarbeitet werden.

Tiergestützte Intervention

Neuweltkamelen könnten zwar in verschiedenster Weise im tiergestützten Einsatz genutzt werden, aber Neuweltkamele seien z.B. wegen ihrer eher zurückhaltenden Natur für gewisse Zielgruppen eine Bereicherung, für andere jedoch weniger geeignet. Lamas und Alpakas seien keine Kuscheltiere und häufige Nähe zu Menschen verursache bei ihnen Stress. Die „Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz“ nennt in einem speziellen Merkblatt Einsatzmöglichkeiten, die mit dem Tierschutz vereinbar sind.

Merkblatt Nr. 131.08 – Neuweltkameliden im soz. Einsatz (Stand: Apr. 2016)

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