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Tiergesundheitsbranche steht vor Herausforderungen
Veröffentlicht am:
24.05.2024 16:29:21
Kategorie :
Allgemein
Tiergesundheitsbranche steht durch geopolitische Lage und Bürokratie vor Herausforderungen
24.05.2024 - Bei ernster geopolitischer Lage leidet der Wirtschaftsstandort Deutschland zusätzlich unter bürokratischen Herausforderungen. Dies erschwert den Weg zur Klimaneutralität. Das Wachstum des Tiergesundheitsmarktes ist 2023 deswegen eher stagnierend.
Der Bundesverband für Tiergesundheit e.V. (BfT) betont den Stellenwert der Tiergesundheit und setzt sich für einen fairen und zukunftsorientierten Rechtsrahmen ein, der Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in der Tiergesundheitsbranche unterstützt.
Vor dem Hintergrund der weiterhin ernsten geopolitischen Lage ringt Deutschland wirtschaftlich mit den Herausforderungen und auch damit, den Weg zur Klimaneutralität weiterzugehen. Es gilt, Kompromisse im Spannungsfeld zwischen Versorgungssicherheit und Klimaschutz und der essentiellen Wertschöpfung zu finden. Auch europäisch muss eine Balance zwischen Ökologie und Ökonomie gefunden werden.
Wertschöpfung für mehr Tiergesundheit essentiell
„Ein deutliches Marktwachstum von rund sechs Prozent bei schwierigen Rahmenbedingungen: Ein Widerspruch? Nein, denn die Tiergesundheitsindustrie ist in gleichem Maß wie andere Bereiche der Wirtschaft im Korsett gesetzlicher Vorgaben eingezwängt. Komplexe Fragestellungen der sektorspezifischen Gesetzgebung sowie Entwicklungen in anderen Rechtsbereichen mit Einfluss auf den Tiergesundheitssektor beschäftigen den Sektor intensiv. Allen voran sind hier die Interferenzen aus Chemikalien- und Umweltrecht zu nennen“, betont Dr. Sabine Schüller, Geschäftsführerin des BfT.
In engem Dialog mit Experten aus Wissenschaft, Behörden, Ministerien und anderen Organisationen des Sektors setzt sich der BfT bei zahlreichen regulativen Vorhaben, interferierender übergeordneter, nicht sektorspezifischer Gesetzgebung und der Transformation im Sektor für einen fairen und zukunftsorientierten Rechtsrahmen ein, der die Innovation und Wettbewerbsfähigkeit der pharmazeutischen Industrie und im speziellen der Tiergesundheitsbranche fördert.
Tiergesundheit – ein Gewinn für Mensch, Tier und Umwelt
Die positiven Effekte auf Gesundheit und Wohlbefinden durch das Zusammenleben von Haustieren und ihren Besitzern sind heute unstrittig. Für den Verband ist es daher stetig im Fokus, Tierhalter in ihrer Fürsorge für ihre vierbeinigen Freunde zu unterstützen und der Tierärzteschaft als starker Partner zur Seite zu stehen. Ein forschungs- und innovationsoffener regulativer Rahmen ist auch künftig essenziell, um den besonderen Bedürfnissen der Haustiere in Gesundheitsvorsorge und Begleitung bis ins hohe Alter mit fortschrittlichen Lösungen gerecht werden zu können.
Ein Schwerpunkt der Verbandsarbeit bleibt, den Stellenwert der Tiergesundheit für die Nachhaltigkeit herauszuarbeiten. Tiergesundheit ist unverzichtbar für das Wohlergehen der Tiere, die Sicherheit unserer Lebensmittel, den Schutz der Verbraucher und die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft. Um dies zu verdeutlichen, hat der Verband gemeinsam mit dem Bundesverband Rind und Schwein die Initiativplattform „Gesundes Kalb/ Gesunde Kuh“ auch in 2023 weiter ausgebaut. Tierhalter haben mit der Gesunderhaltung ihrer Tiere ein wirkungsvolles Instrument in der Hand, um zur Nachhaltigkeit beizutragen. Eine Studie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover im Auftrag des BfT unterlegt den Zusammenhang von Tiergesundheit und nachhaltiger Lebensmittelproduktion. Die Ergebnisse werden in 2024 bekannt gemacht.
Der Markt für Tierarzneimittel – Herausforderungen und Chancen
Einen großen Einfluss misst die Branche auch dem Einsatz digitaler, datengesteuerter Technologien zu. Wichtige Impulse werden hierzu für den Tiergesundheitssektor auf der gesamten Breite der verschiedenen Segmente von der pharmazeutischen Industrie, über die Tierärzte und Tierhalter, für das öffentliche Veterinärwesen und auch für die Lebensmittelkette erwartet. Aktive Unterstützung von Regierung und Politik ist für smarte Lösungen, unter anderem auch zum Abbau von Bürokratie beispielsweise mit Blick auf Berichtspflichten zur Antibiotikaanwendungserfassung, einzufordern. Ein solide gestalteter Rechtsrahmen sollte die Entwicklung fördern und kein weiterer Hemmschuh werden.
Der Markt für Tierarzneimittel ist 2023 gegenüber dem Vorjahr um 6,1% auf jetzt 965 Mio. Euro (Schätzung auf den Gesamtmarkt für Deutschland) gewachsen. Wie im Vorjahr nehmen dabei rund 62% Produkte für Kleintiere und Pferde ein. Auf das Nutztiersegment entfallen 38%.
Solides Fundament bei schwierigen Rahmenbedingungen
Bei der Marktentwicklung sind insgesamt deutliche Effekte durch inflationsbedingte Marktzurückhaltung Ende 2022 und Preisanpassungen durch gestiegene Kosten in Stoffbezug, Produktion und Logistik in 2023 zu berücksichtigen.
Vor dem Hintergrund einer herausfordernden wirtschaftlichen Lage, hohen Inflationsraten, verhaltener Investitionsbereitschaft, Fachkräftemangel und einer hohen Bürokratielast ist das zu notierende deutliche Marktwachstum von 6,1% kein Anlass für Optimismus in der Branche. Kostensteigerungen werden aufgefangen, so dass die Tiergesundheitsunternehmen trotz der schwierigen Rahmenbedingungen auf einem soliden Fundament Aktivitäten für eine umfassende und regelmäßige Gesundheitsvorsorge und das Tierwohl vorantreiben können.
Dynamik durch Innovation und Gesundheitsvorsorge
Neue Behandlungsoptionen, insbesondere in der Schmerztherapie (+ 13,2%) sowie die Produkte zur Behandlung der Haut bei Kleintieren (+15,6%) tragen nachhaltig zum Wachstum bei. Die umfangreiche Fürsorge der Tierhalter bei Kleintieren führt durch die regelmäßige Gesundheitsvorsorge zu einer frühzeitigen Erkennung von Erkrankungen und begleitet die Tiere in ein hohes Alter. Dies schlägt sich unter anderem auch bei der Behandlung von Herz- Kreislauf-Erkrankungen (+ 7%) nieder. Damit macht auch in 2023 das Segment der Spezialitäten mit 44,1% den größten Anteil des Portfolios aus.
In der Landwirtschaft wurden die Tierbestände in 2023 weniger stark durch die Seuchensituation beeinflusst. Von dieser Erholung profitiert das Nutztiersegment. Eine höhere Bereitschaft zu Vorbeugemaßnahmen mit verstärkter Immunprophylaxe ist zu beobachten. Die Geflügelhaltung konnte außerdem von der Einführung neuer Impfstoffe profitieren. Kein Wachstum war bei der Immunprophylaxe bei Kleintieren zu beobachten. Für das Impfstoffsegment konnte insgesamt ein Wachstum von 3,2% verzeichnet werden.
Neue Meldewege für Antibiotika implementiert
Neben dem generellen Effekt der Kostensteigerung in Wirkstoffeinkauf und Produktion wirkt sich die Erholung nach der schwierigen Seuchensituation auch auf das Segment der Antiparasitika aus. Der Gesamtanteil am Markt ist mit 18,2% geringfügig gegenüber dem Vorjahr gewachsen.
Der Anteil des Antiinfektivasegmentes ist mit 14,8% gegenüber dem Vorjahr gleichgeblieben. 2023 wurden neue Meldewege implementiert und die Anwendungserfassung von Antibiotika auf weitere Tierarten zur Bestimmung der Therapiehäufigkeit ausgedehnt. Dies ist ein weiterer Schritt im umfangreichen Maßnahmenpaket, mit dem in der Tiermedizin die Anwendung von Antibiotika kontrolliert wird, um Antibiotikaresistenzen zu vermeiden. Diese Wirkstoffe stellen weiterhin ein wichtiges Instrument bei der Behandlung bakterieller Infektionen auch bei Tieren dar.
Quelle: Bundesverband für Tiergesundheit e.V. https://www.bft-online.de/