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Tierarzneimittelrückstände in der Umwelt – Welche Rolle spielen wir Tierärzte?
Veröffentlicht am:
21.02.2025 16:25:28
Kategorie :
Allgemein
21.02.2025 - Arzneimittelrückstände wirken sich negativ auf die Umwelt aus. Auch deshalb tragen Tierärzte eine besondere Verantwortung im Umgang mit Arzneimitteln.
Deshalb sollten Tierärzte sorgsam sein und individuell abwägen, ob der Arzneimitteleinsatz bei einem Patienten notwendig ist.
Massentierhaltung führt zu einer Überproduktion von Gülle und damit zu einer Überdüngung unserer Böden – keine Frage. Aber es ist nicht nur der übermäßige Nitratgehalt, der unseren Böden und dem Grundwasser zu schaffen macht, auch andere Stoffe wie Arzneimittelrückstände wirken sich negativ auf die Umwelt aus. Damit wird ganz klar: Wir Tierärzte sind in der Pflicht.
Hunderte Wirkstoffe belasten die Umwelt
Wenn es um Umweltbelastung und Rückstände geht, steht zuallererst die Massentierhaltung unserer Nutztiere und die daraus resultierende Überdüngung mit ihrem Nitrateintrag im Fokus [1]. Unbeachtet bleibt dabei, dass ebenso die Behandlung von Haustieren und Pferden, die in der Vergangenheit eine enorme Wandlung ihres Stellenwerts erfahren haben, einen markanten Eintrag von Arzneimittelrückständen in die Umwelt leistet [2]. Dabei handelt es sich nicht nur um Antibiotika: In der Datenbank des Bundesumweltamts, das seine Angaben aus gut 2000 Publikationen schöpft, sind derzeit stolze 414 Wirkstoffe (oder deren Metabolite) allein für Deutschland gelistet, deren Nachweisbarkeit in der Umwelt über dem zulässigen Grenzwert liegt. Für die EU-Mitgliedsländer sind 749 Wirkstoffe und weltweit sogar 992 Stoffe aufgeführt. Am häufigsten finden sich diese Rückstände im Oberflächen- und Grundwasser, im Leitungs- und Trinkwasser sowie im Boden und Sediment [3]. In Deutschland dominieren gängige Wirkstoffgruppen wie Antibiotika (z.B. Ampicillin, Gentamicin, Erythromycin), Entzündungshemmer (wie Ketoprofen, Prednisolon u.a.), Anthelmintika (z.B. Flubendazol) und Insektizide (etwa Permethrin). Sogar Chemotherapeutika (wie Vincristin) sind in der Datenbank gelistet [4].
Der Eintrag von Rückständen in die Umwelt
Doch wie kommt es zu solchen Rückständen in der Umwelt? 40-90% der Wirkstoffe werden durch das behandelte Tier wieder ausgeschieden und landen mit den Fäkalien in der Umwelt. Durch eine Lagerung, Kompostierung und Vergärung in Biogasanlagen etwa von Gülle kann der Eintrag deutlich vermindert werden. Je nach Substanzklasse können die Wirkstoffe z.B. durch Abschwemmung in Oberflächenwasser gelangen, sie können durch den mikrobiellen Abbau der Bodenoberfläche freigesetzt werden oder sich in Bodenpartikeln anlagern und anreichern. Mit dem Sickerwasser gelangen sie in das Grundwasser und belasten das Trinkwasser. Durch die Aufnahme von Futterpflanzen gelangen sie wiederum ins Tier und ggf. in Nahrungsmittel.
Wir Tierärzte sind am Zug
Mit dem Wissen und Bewusstsein um diese Problematik kommt uns Tierärzten also eine besondere Verantwortung im Umgang mit Arzneimitteln zu. Wir halten das Ruder in der Hand, wenn es darum geht, den Eintrag von Wirkstoffen in die Umwelt so gering wie möglich zu gestalten: Zwar ist jedes Tierarzneimittel auf seine Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit im Rahmen des Zulassungsverfahrens für die entsprechende Tierart, den Anwender und die Umwelt geprüft, ein Eintrag in die Umwelt lässt sich durch die tierischen Ausscheidungen oder womöglich auch durch einen unsachgemäßen Umgang damit trotzdem nie ganz verhindern. Es ist also erforderlich, dass wir Tierärzte uns ein sorgsames und bewusstes Handling von Tierarzneimitteln aneignen und die Tierhalter entsprechend beraten. Doch wie genau sehen Gegenmaßnahmen zur Vermeidung von Arzneimitteleinträgen konkret aus? … .