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Thünen-Projektion erwartet weniger Getreide und Tiere

Veröffentlicht am: 01.12.2024 17:28:25
Kategorie : Allgemein

01.12.2024  - Weniger Tierhaltung, weniger Stickstoff und Pflanzenschutzmittel, weniger Getreideanbau - so lassen sich die Projektionen des Thünen-Instituts für die deutsche Landwirtschaft im Jahr 2034 zusammenfassen. Die aus aktueller Sicht wenig überraschenden Annahmen erklären sich mit der Methodik der Projektionen, die im Thünen-Bericht 117 zu finden sind.

Die Thünen-Baseline stelle keine Prognose der Zukunft dar, sondern beschreibe ein Basisszenario zur zukünftigen Entwicklung der Agrarmärkte unter definierten politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, wird darin erläutert. Zentrale Annahmen sind laut Institut die Beibehaltung der derzeitigen Agrarpolitik und die Umsetzung bereits beschlossener Politikänderungen sowie die Fortschreibung exogener Einflussfaktoren auf Basis historischer Trends.

Dargestellt werden durchschnittliche mittelfristige Entwicklungen. Jahresspezifische Auswirkungen unvorhersehbarer Ereignisse, wie Kriege, Dürren, Überschwemmungen, Schädlingsbefall, Seuchen oder anderen Krisen, werden in der Baseline „nicht abgebildet“. Die Projektionen beruhen dem Institut zufolge auf Daten und Informationen, die bis Februar 2024 vorlagen. Für die Thünen-Baseline bis 2034 bedeute dies im Wesentlichen eine Umsetzung der beschlossenen Handelsabkommen sowie des im November 2023 genehmigten nationalen GAP-Strategieplans.

Die Projektionen ergaben, dass die Getreidenachfrage in Deutschland bis 2034 um rund 5% gegenüber dem Mittel von 2020 bis 2022 zurückgeht. Dies betrifft vor allem Mais und Weizen. Grund ist hauptsächlich eine verringerte Nachfrage nach Futtermitteln, bedingt durch kleinere Rinder- und Schweinebestände. Die Nachfrage nach Ölsaaten soll stagnieren, die nach Ölschroten um 2 Mio. Tonnen sinken. Die Getreidefläche wird bis 2034 der Projektion zufolge gegenüber dem Basiswert um 8% abnehmen, die Getreideproduktion um 6% auf 43,2 Mio. Tonnen. Die Rapserzeugung steigt dagegen flächen- und ertragsbedingt um 12% auf 4,2 Mio. Tonnen.

Der mittlere Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch wird laut Thünen-Institut im Projektionszeitraum stetig zurückgehen, und zwar insgesamt um 13,5% auf 56,5 Kilogramm im Zieljahr. Die Gesamtnachfrage lag in den Jahren 2020 bis 2022 bei durchschnittlich 5,46 Mio. Tonnen und wird bis 2034 um 13,2% auf 4,74 Mio. Tonnen abnehmen. Dabei wird für die Nachfrage nach Schweine- und Rindfleisch ein Rückgang um 22,7% und 7,4% angenommen, für Hähnchenfleisch dagegen ein Zuwachs von 5%.

Zum Viehbestand wird projiziert, dass die Zahl der Rinder bis 2024 um 12% im Vergleich zum Schnitt der Basisjahre sinkt. Die Anzahl an Schlachtrinder soll dabei um 16% abnehmen, die der Milchkühe um 7%. Der Bestand an Mastschweinen und die Schweinefleischerzeugung werden gemäß den Modellergebnissen um 15% auf 12,8 Millionen Tiere beziehungsweise 3,6 Mio. Tonnen zurückgehen. Die Produktion von Geflügelfleisch steigt dagegen um 2%. Für den Legehennenbestand wurde ein Zuwachs um 12% berechnet.

Die Nachfrage der Molkereien nach Rohmilch steigt in der Projektion bis 2034 um 3,4% an, während sich die Nachfrage nach den Milchprodukten konträr entwickelt. Die Modelle zeigen einen Anstieg der Nachfrage nach Käse um 3,1% bis 2034 gegenüber dem Durchschnitt von 2020 bis 2022. Der Butterverbrauch wird dagegen um 7,0% sinken, der von Milchpulver um 6,9% steigen. Dabei wird sich allerdings der Bedarf an Magermilchpulver abschwächen, während der an Vollmilchpulver wächst. Das Rohmilchaufkommen soll 2034 dank 10% höherer Leistung der Kühe um 2,6% größer ausfallen als im Mittel der Basisjahre.

Weniger Wirtschaftsdünger in die Vergärung

Im Hinblick auf den Düngemitteleinsatz berechneten die Wissenschaftler für den Projektionszeitraum einen Rückgang des Stickstoffbilanzsaldos um 9% auf rund 28 Kilogramm je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF). Die Hauptursache dafür ist der angenommene Rückgang der Biogasproduktion und der betreffenden Gärreste. Mit dem Rückgang der Biogaserzeugung verringert sich aber auch die Wirtschaftsdüngervergärung, woraus sich der projizierte Anstieg des Stickstoffanfalls aus der Tierhaltung um 26% trotz rückläufigen Viehbesatzes erklärt.

Zurückhaltend gibt sich das Institut zum Einsatz von mineralischem Stickstoff. Szenarioanalysen hätten gezeigt, dass nicht bis zum möglichen Stickstoffdüngebedarf gedüngt werde. Das Modell verfüge aber nur über begrenzte Möglichkeiten, das breite Spektrum an betrieblichen Anpassungsreaktionen abzubilden. Auch die projizierte Wirkung der Düngeverordnung auf die Sektorbilanzen sei daher mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.

Zum Pflanzenschutzmitteleinsatz zeigen die Modellergebnisse, dass dieser bis 2034 um 6,7% sinkt. Die Abnahme ist durch die Landnutzungsänderungen und die kleinere LF bedingt. Ausschlaggebend werden der reduzierte Weizen- und Silomaisanbau sein. Laut Thünen-Institut wird die gesamte Aufwandmenge im Vergleich zum Basiswert um 3.483 Tonnen sinken, dabei für Weizen um 2.076 Tonnen und für Futtermais um 1.383 Tonnen. Dagegen wird eine Zunahme bei Kartoffeln um 572 Tonnen, bei Raps um 218 Tonnen und bei sonstigem Ackerfutter um 110 Tonnen projiziert.

Ein Trump ist nicht einkalkuliert

Zum Agraraußenhandel stellen die Thünen-Wissenschaftler fest, es werde angenommen, dass die Bedeutung des EU-Extrahandels in Zukunft zunehmen werde, da es in vielen Drittstaaten zu einem höheren Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum komme als im Durchschnitt der EU-Mitgliedsländer. Außerdem sollten bestehende Handelsbeschränkungen zu Drittländern weiter abgebaut werden, was den Handel zusätzlich intensiviere. Während der Handel mit Agrarrohstoffen im Projektionszeitraum um knapp 2% steige, nehme der außereuropäische Handel mit Agrar- und Ernährungsgütern insgesamt um rund 4% zu.

Die Bedeutung der EU im weltweiten Agrarhandel bleibe relativ konstant, heißt es in dem Bericht. Dabei wird von der Umsetzung neuer Handelsabkommen, einer wachsenden Nachfrage in Drittstaaten nach EU-Produkten sowie einer Diversifizierung der Exportmärkte ausgegangen. Mögliche Brüche im internationalen Agraraußenhandel, wie zum Beispiel angesichts der aktuellen Zollpläne des künftigen US-Präsidenten Donald Trump denkbar, sind aufgrund der Methodik bei den Projektionen außen vor. Lesen Sie hier den gesamten Beitrag

Lesen Sie auch hier die AVA-Meldung vom 29.11.2024

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