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Schweineproduktion in Deutschland hat Zukunft

Veröffentlicht am: 26.02.2024 08:20:50
Kategorie : News , Schweine , Wichtige News

26.02.2024  - Nicht nur die Schweinehalter, sondern auch die hiesigen Schlachtunternehmen stehen wegen veränderter gesellschaftlicher und politischer Nachhaltigkeitsansprüche vor großen Herausforderungen.

Um diese zu meistern, sprachen sich die Großschlachter Tönnies und Westfleisch bei der Mitgliederversammlung der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) am Dienstag (20.2.) in Osnabrück für eine enge Zusammenarbeit in der gesamten Branche aus. Das reicht von der Taxonomie über die Messung des CO2-Fußbadrucks bis hin zur Preisfindung und der Branchenkommunikation Fleisch.

„Wenn wir zusammenstehen, haben wir eine gute Zukunft“, machte der geschäftsführende Gesellschafter von Tönnies, Clemens Tönnies, den Erzeugern Mut. Laut Westfleisch-Vorstand Michael Schulze Kalthoff ist der Abwärtstrend bei den Viehbeständen und Schlachtungen beendet. Nach der Marktkonsolidierung bleibe Schweinefleisch „gebraucht, gesucht und wird konsumiert“, wobei Deutschland der Kernmarkt sei.

Festpreise für Schweine?

„Wir sind als Vermarkter in der Verantwortung, den Schweinehaltern ordentliche Preise zu zahlen und Sicherheit zu geben“, sagte Tönnies. Dies werde jedoch durch die kurzfristig 30 bis 40 Mal im Jahr geänderte wöchentliche Leitpreisempfehlung für Schlachtschweine der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften (VEZG) erschwert.

Tönnies schlägt deshalb ein längerfristiges Festpreismodell vor, basierend auf transparenten Produktionskosten für Ferkel und Mastschweine. Dieser Schweinepreis könnte dann halbjährlich oder für einige Monate für alle gelten und sollte auch im Fleischverkauf gegenüber dem Handel durchgesetzt werden. Letztlich gehe es darum, „das Geld an der Supermarktkasse abzuholen“, so Tönnies. Solch ein System würde für alle in der Kette mehr Sicherheit und Planbarkeit bringen, und auch der Handel habe Interesse an verlässlichen Preisen und einem „gleichmäßigeren Markt“.

Fleisch nicht nur für Reiche

Zu den Absatzchancen für Schweinefleisch höherer Haltungsstufen gingen die Meinungen auseinander. Wenn die Discounter ihr Sortiment an Schweinefleisch, wie angekündigt, komplett auf Haltungsstufe 3 umstellen, erwartet Tönnies „einen Schub“ für die Nachfrage dieser Ware. Er warnte allerdings davor, „Schweinefleisch nur noch für Reiche zu produzieren“, weil dann Teile des sozialen Friedens gefährdet würden. Die Verbraucher gewöhnten sich an gewisse Preissteigerungen, doch dürfe nicht übertrieben werden.

Schulze Kalthoff wies darauf hin, dass bereits jetzt jeder Konsument Schweinefleisch aller Haltungsformen kaufen könne. Der Markt für höhere Stufen sei jedoch begrenzt, und die breite Masse frage Stufe 2 nach. Bei Westfleisch werde deshalb nur schrittweise auf höhere Haltungsformen umgestellt. Der ISN-Vorsitzende Heinrich Dierkes riet den Erzeugern angesichts der hohen Investitionskosten und -risiken beim Tierwohlumbau zu festen Abnahmeverträgen und -preisen, damit die Vermarktung keine unsichere Lotterie werde.

Branchenlösungen angestrebt

Einig waren sich die Schweinehalter und die Schlachtunternehmen darüber, dass bei der Dokumentation über die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien Branchenlösungen nötig sind. Das gelte für die Taxonomie samt Agrarkreditfinanzierung ebenso, wie für die einheitliche Erfassung des CO2-Fußabdrucks entlang der Wertschöpfungskette Fleisch. Die Tönnies Unternehmensgruppe startete im November 2023 die „Klimaplattform Fleisch“ als Brancheninitiative, der sich mittlerweile große Futtermittelhersteller und Schlachtbetriebe angeschlossen haben. Es soll eine einfache Systematik ohne großen Bürokratieaufwand entwickelt werden.

Laut Tönnies kann der CO2-Fußabdruck ein „Gewinnerthema“ für die deutsche Fleischwirtschaft werden, da die Klimabilanz aufgrund der Gunstregion und regionaler Vermarktung besser als bei internationalen Wettbewerbern ausfällt. Als weitere Vorteile für die deutsche Schweinefleischerzeugung wurde von der Schlachthofseite das Bekenntnis des Handels zu 4 oder 5xD und die Initiative Tierwohl (ITW) gewertet. Tönnies sprach von einer „Lebensversicherung“ und Schulze Kalthoff von einer „Brandmauer“ für die deutsche Ware gegenüber Auslandsimporten.

Branchenkommunikation vor dem Start

Nach der Milchwirtschaft will nun auch die deutsche Fleischwirtschaft eine eigene Branchenkommunikation aufbauen. Dazu gibt es laut Schulze Kalthoff die Übereinkunft, dass am Flaschenhals Schlachtunternehmen ein kleiner zweistelliger Millionenbetrag eingesammelt und abgeführt wird. Finanziert werden soll die Kommunikation für Rotfleisch aus der gesamten Kette, zu jeweils etwa einem Drittel durch die Erzeuger, die Fleischbranche und die Kunden beziehungsweise dem LEH. Geplant sind laut dem Präsidenten des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Hubertus Beringmeier, 30 Cent je geschlachtetem Schwein und 1,20 Euro je Rind.

„Es sind noch keine Verträge unterschrieben, aber wir kommen gut voran“, so Beringmeier. Für Mitte 2024 ist der Start des Systems geplant. Laut Dierkes sollen grundlegende Dinge kommuniziert und Informationen an die Verbraucher gelangen. Dies sei mit dem Ende der CMA verloren gegangen.

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