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Schmutzige Kuhschwänze erhöhen das Infektionsrisiko

Veröffentlicht am: 10.02.2025 20:33:49
Kategorie : Rinder

Schmutzige Kuhschwänze erhöhen das Infektionsrisiko: Warum regelmäßiges Scheren für Hygiene und Tiergesundheit sorgt

10.02.2025 - In der modernen Milchviehhaltung spielt Hygiene eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere. Ein oft unterschätzter Faktor dabei ist der Schwanz der Kuh: Verschmutzte Haare am Schwanz können Krankheitserreger transportieren und zum Beispiel das Euter kontaminieren. Das Resultat können erhöhte Infektionsraten (z.B. Mastitis) und wirtschaftliche Einbußen für den Betrieb sein. Im Folgenden beleuchten wir die Hintergründe, zeigen wissenschaftliche Erkenntnisse auf und geben praktische Tipps zur Schwanzpflege.

1. Hygieneaspekt: Wie schmutzige Schwänze zum Infektionsrisiko werden

1. Übertragung von Erregern

Verschmutzte Schwanzhaare sind potenzielle Keimträger. Beim Umherbewegen im Stall oder auf der Weide, sowie beim Kontakt mit dem eigenen Euter oder dem anderer Kühe, können Bakterien und Parasiten leicht übertragen werden. Studien deuten darauf hin, dass Tiere mit stark verschmutzten Schwänzen höhere Werte an Erregern in der Stallumgebung hinterlassen und dadurch das Risiko für Euterentzündungen (Mastitis) und andere Krankheiten erhöhen (vgl. Neijenhuis et al., 2007).

2. Feuchte Milieus begünstigen Bakterienwachstum

Kot und Urin können in den langen Haaren festkleben und bieten in Kombination mit Feuchtigkeit einen idealen Nährboden für Mikroorganismen. Besonders in Stallbereichen, in denen die Bodenhygiene nicht optimal ist (z.B. nasse Spaltenböden, verunreinigte Liegeflächen), lagert sich Schmutz vermehrt an den Schwanzhaaren an.

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2. Auswirkungen auf Tiergesundheit und Wohlbefinden

1. Steigendes Mastitis-Risiko

Mastitis stellt eine der häufigsten und kostspieligsten Krankheiten in der Milchviehhaltung dar. Verschmutzte Schwänze erhöhen durch direkten oder indirekten Kontakt das Risiko einer bakteriellen Infektion des Euters. Ein sauberes Euterumfeld ist daher essenziell für hohe Milchqualität und geringe Ausfallzeiten.

2. Stress und Unbehagen

Stark verschmutzte oder verfilzte Schwanzhaare können bei den Tieren Juckreiz und Schmerzen hervorrufen. Chronischer Stress wiederum schwächt das Immunsystem und wirkt sich negativ auf Futteraufnahme und Milchleistung aus. Zudem können Parasiten (z.B. Läuse, Milben) sich leichter in ungepflegten Haaren einnisten.

3. Eingeschränkte Insektenabwehr

Der Schwanz dient den Kühen zur Abwehr von Insekten. Sind die Haare verfilzt oder durch Kot verklebt, fällt diese Funktion erschwert aus. Mehr Insektenstiche bedeuten wiederum ein höheres Infektionsrisiko (z.B. für von Insekten übertragene Krankheiten) und eine starke Belästigung der Tiere.

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3. Wirtschaftliche Relevanz: Warum Schwanzpflege Kosten senkt

1. Gesunde Tiere – bessere Leistungen

Ein Rückgang von Mastitisfällen führt zu weniger Ausgaben für Tierarzt- und Behandlungskosten, weniger Milchverlust und insgesamt zu einer höheren Lebensleistung der Kühe.

Laut AHDB Dairy (2016) verursacht eine klinische Mastitis im Durchschnitt Kosten in Höhe von mehreren hundert Euro pro Fall (einschließlich Tierarztkosten, Arbeitsaufwand und Milchverlust).

2. Reduzierte Keimbelastung im Stall

Regelmäßiges Reinigen und Scheren der Schwanzhaare verringert die Verbreitung von pathogenen Keimen auf Böden, Liegeboxen und anderen Oberflächen. Dies führt wiederum zu einer besseren Stallhygiene und trägt zur allgemeinen Gesundheitsprophylaxe bei (vgl. National Mastitis Council (NMC), 2019).

3. Positiver Eindruck bei Kontrollen und Audits

In vielen Qualitätsprogrammen oder Tierwohllabels wird auf Stallhygiene und das Erscheinungsbild der Tiere geachtet. Ein sichtbar gepflegter und sauberer Tierbestand wirkt sich positiv auf Audits, Besichtigungen oder auch auf das Image des Betriebs aus.

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4. Praxisleitfaden: Wie gelingt eine effektive Schwanzpflege?

1. Regelmäßige Kontrolle

o Überprüfen Sie bei jedem Melkvorgang oder zumindest in festen Intervallen (z.B. monatlich) den Zustand der Schwanzhaare.

o Achten Sie dabei auf Verklebungen, Verfilzungen und potenzielle Hautirritationen.

2. Professionelle Ausrüstung

o Verwenden Sie hochwertige Schermaschinen mit geeigneten Aufsätzen.

o Achten Sie auf scharfe Klingen, um ziepende Schnitte zu vermeiden und Hautverletzungen vorzubeugen.

3. Stressfreies Handling

o Fixieren Sie die Kühe sicher, aber möglichst stressarm (z.B. in einem Fangstand).

o Arbeiten Sie ruhig und zügig; unnötige Wartezeiten erhöhen die Unruhe in der Herde.

4. Desinfektion und Nachbehandlung

o Entfernen Sie zunächst groben Schmutz mit warmem Wasser oder feuchten Tüchern.

o Nach dem Scheren können milde Desinfektions- oder Pflegeprodukte aufgetragen werden, um Hautreizungen zu vermeiden.

5. Routine in die Stallhygiene integrieren

o Verbesserungen in der Stallhygiene (z.B. regelmäßiges Entmisten, Einstreuen, Optimierung der Liegeboxen) wirken zusätzlich vorbeugend gegen Verschmutzungen.

o Ein sauberer Schwanz ist umso einfacher zu halten, je trockener und sauberer die Umgebung ist.

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5. Wissenschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen

Kein Schwanzkupieren: In vielen Ländern, darunter Deutschland, ist das Kupieren (ganzes oder teilweises Abschneiden) des Kuhschwanzes aus Tierschutzgründen verboten. Erlaubt ist jedoch das fachgerechte Kürzen bzw. Scheren der Schwanzhaare (BMEL, 2017).

Tierschutzrelevanz: Die Einhaltung einer guten Tierhygiene ist Teil der gesetzlichen Vorgaben im Tierschutz und in den einschlägigen EU-Richtlinien (z.B. Richtlinie 98/58/EG).

Forschungsstand: Mehrere Studien belegen den Zusammenhang zwischen Schwanzhygiene und Eutergesundheit (vgl. Neijenhuis et al., 2007). Dennoch wird die Bedeutung einer guten Schwanzpflege im Vergleich zu anderen Hygienemaßnahmen (z.B. Zitzenreinigung, Melkroutine) manchmal unterschätzt.

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Fazit

Regelmäßiges Scheren und Pflegen der Kuhschwänze ist mehr als nur ein kosmetischer Eingriff. Ein sauber gehaltener Schwanz verringert den Eintrag von Keimen ins Euter, fördert die Tiergesundheit und senkt Behandlungskosten. Darüber hinaus wird das Tierwohl durch weniger Stress und eine bessere Insektenabwehr deutlich erhöht. Ein betriebliches Hygiene- und Gesundheitskonzept sollte daher stets eine konsequente Schwanzpflege beinhalten.

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Quellen

1. National Mastitis Council (NMC) (2019): Procedures for Evaluating Udder Health Status and Milking Practices. Online abrufbar unter: www.nmconline.org (englisch).

2. Neijenhuis, F. et al. (2007): The Effect of Tail Docking and other Managemental Factors on Udder and Tail Hygiene and Mastitis Incidence in Dairy Cows. Journal of Dairy Science, 90(9), 3810–3819.

3. AHDB Dairy (2016): Cost of Mastitis. Agriculture and Horticulture Development Board, www.ahdb.org.uk (englisch).

4. BMEL (2017): Tierschutzgesetz und Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Online verfügbar unter: www.bmel.de.

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Hinweis: Die genannten Quellen können je nach Standort und Aktualität variieren. Empfehlenswert ist stets, regionale Bestimmungen und die neuesten Forschungsergebnisse zu berücksichtigen. Durch die Einbindung tierärztlicher Beratung lässt sich ein optimales Konzept für die Schwanzpflege erstellen, das sowohl den gesetzlichen Vorgaben als auch dem Tierwohl gerecht wird.

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