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Personalabbau im Zuge der BayWa-Sanierung angekündigt
Veröffentlicht am:
09.12.2024 16:49:22
Kategorie :
Allgemein
09.12.2024 - Die Mitarbeiter des schwer angeschlagenen Agrarhandelskonzerns BayWa müssen sich auf einen radikalen Stellenabbau gefasst machen. Dieser einschneidende Schritt ist Teil des Transformationskonzepts, mit dem das Unternehmen vor dem Konkurs bewahrt werden soll.
Laut dem am Mittwoch (4.12.) vorgestellten Papier sollen bis zu 1.300 der aktuellen knapp 8.000 Vollzeitstellen gestrichen werden. Der Konzern geht davon aus, dass damit im Ergebnis etwa 6.700 Arbeitsplätze erhalten werden können.
Hart treffen wird es nach BayWa-Angaben insbesondere die zentralen Verwaltungseinheiten. Vorgesehen sei, dort bis Ende 2027 rund 40% der Stellen abzubauen. Zudem habe eine Analyse ergeben, dass weitere 26 der derzeit gut 400 Standorte auch langfristig nicht wirtschaftlich betrieben werden könnten; sie müssten ebenfalls bis Ende 2027 geschlossen werden. Dem Konzern zufolge haben die Gespräche mit dem Gesamtbetriebsrat zu den geplanten Personalmaßnahmen bereits begonnen. Eine Einigung wird bis Ende März 2025 angestrebt.
Trennung von RWA und Ceftera
Vorgesehen ist in dem Transformationskonzept auch die Veräußerung von wesentlichen internationalen Beteiligungen bei grundsätzlicher Fortführung der vier Kerngeschäftsbereiche Agrar, Baustoffe, Energie und Technik. Die durch die Unternehmensverkäufe frei werdenden Mittel sollen zur Stärkung der Liquidität des operativen Geschäftsbetriebs und zur Schuldentilgung verwendet werden.
Laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA will die BayWa ihre 50-prozentige Beteiligung an der Raiffeisen Ware Austria (RWA) abgeben. Die Eigentümer der RWA halten umgekehrt rund 28% der BayWa-Aktien. Auch der niederländische Getreidehändler Cefetra und die Beteiligung an dem neuseeländischen Obstproduzenten T&G Global Limited stehen zum Verkauf. Beschlossene Sache ist zudem der Ausstieg aus dem Geschäft mit erneuerbaren Energien, das über die Tochtergesellschaft Tochter BayWa r.e. AG läuft.
Wie der Bayerische Rundfunk (BR) berichtete, wird der Umsatz der BayWa laut Sanierungsgutachten durch die Veräußerungen massiv sinken, und zwar von rund 23 Mrd. Euro im Jahr 2024 auf nur noch 8 Mrd. Euro im Jahr 2027. Allerdings werde innerhalb von drei Jahren der Schuldenberg von derzeit rund 5 Mrd. Euro auf voraussichtlich 1 Mrd. Euro abgebaut.
Neben den Veräußerungen soll es gemäß Sanierungsplan eine organisatorische Verschlankung und zahlreiche operative Einsparmaßnahmen geben. Letztlich strebt die BayWa dem BR zufolge trotz sinkender Umsätze eine Steigerung des Gewinns an. Erwarte werde, dass das operative Ergebnis bis 2027 um rund die Hälfte auf 300 Mio. Euro zulege. Auch der Zinsaufwand solle nach den Berechnungen der Sanierer dann wieder tragbar sein. Während derzeit eine Zinslast von 400 Mio. Euro drücke, sollen es 2027 nur noch rund 100 Mio. Euro sein.
Zugleich will die BayWa laut BR frisches Geld ins Unternehmen bringen. Vorgesehen sei eine Kapitalerhöhung durch die Ausgabe neuer Aktien; dies soll dem Konzern rund 150 Mio. Euro an frischem Eigenkapital bringen.
Operativ wettbewerbsfähig aufstellen
Der BayWa-CRO und Vorstandsmitglied Michael Baur gab sich optimistisch: „Die BayWa des Jahres 2027 wird ein fokussiertes, zeitgemäßes Handelshaus mit den vier Kerngeschäftsbereichen Agrar, Baustoffe, Energie und Technik sein“. Dass sich die BayWa jetzt operativ wettbewerbsfähig aufstelle, sei die Voraussetzung dafür, dass sie wieder von ihrer führenden Marktposition in ihren Fokusmärkten profitieren könne.
Das Transformationskonzept ist Basis für den kürzlich vorgelegten zweiten Entwurf des Sanierungsgutachtens. Die im Juli 2024 von der BayWa AG beauftragte Unternehmensberatung Roland Berger bestätigte mit der Vorlage des zweiten Entwurfs die Sanierungsfähigkeit des Agrarkonzerns. Die Gutachter gehen davon aus, dass das Unternehmen bis 2027 durch die Ergebnisverbesserungen bei gleichzeitigem Schuldenabbau wieder nachhaltige Finanzkennzahlen ausweisen kann.