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Landwirtschaftlicher Produktionswert 2024 leicht rückläufig
Veröffentlicht am:
16.12.2024 16:15:03
Kategorie :
Allgemein
16.12.2024 - Laut erster Schätzung des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) belief sich der landwirtschaftliche Produktionswert in Deutschland im Jahr 2024 auf 75,4 Milliarden Euro. Er blieb damit um rund 700 Millionen Euro oder ein Prozent unter dem Niveau von 2023. Das Berichtsjahr war insgesamt von stabilen Produktionsmengen und Preisen gekennzeichnet. In den einzelnen Bereichen kam es jedoch zu unterschiedlichen Entwicklungen.
Verantwortlich für das insgesamt moderate Gesamtminus ist der Bereich Pflanzenproduktion. Insbesondere Halmgetreide, Ölsaaten und Zuckerrüben verzeichneten witterungs- und preisbedingt starke Rückgänge beim Produktionswert. Dagegen konnten Eiweißpflanzen, Kartoffeln, Frischgemüse und Obst deutlich zulegen. Der Wert der pflanzlichen Produktion liegt nach der ersten Schätzung bei gut 34,6 Milliarden Euro (-zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr).
Im Bereich Tiere und tierische Erzeugnisse konnte der Produktionswert gegenüber 2023 leicht auf 36 Milliarden Euro zulegen. Damit übertraf die Veredlungswirtschaft im Wert erneut die Pflanzenproduktion. Bei Schlachttieren nahm die Erzeugung, auch durch höhere Schlachtgewichte, zu. Dem stand allerdings ein etwas stärkerer Rückgang der Erzeugerpreise gegenüber. Aufgrund der eher knapp verfügbaren Rohmilch stiegen vor allem die Milchpreise 2024 gegenüber dem Vorjahr an und sorgten bei den tierischen Erzeugnissen für einen gestiegenen Produktionswert.
Weiter nachgebende Preise für Energie, Dünge- und Futtermittel dürften 2024 nach den noch nicht vollständigen vorliegenden Daten zu geringeren Ausgaben für Vorleistungen als 2023 geführt haben.
Pflanzliche Erzeugung
Getreide blieb 2024 die wichtigste Anbaufrucht im Pflanzenbau. Die Landwirte mussten aber spürbare Einbußen hinnehmen. Der Produktionswert brach im Vorjahresvergleich um fast ein Fünftel auf 6,8 Milliarden Euro ein. Dazu trug der Rückgang der Getreidepreise (-zwölf Prozent) bei. Die stärksten Abschläge waren für Roggen (-16 Prozent) zu verzeichnen. Weizen, Gerste und Körnermais verloren etwas weniger (-elf bis -13 Prozent); Hafer konnte das Niveau fast halten (-0,5 Prozent). Zudem fiel die Erntemenge geringer als im Vorjahr aus (-acht Prozent), besonders betroffen war Weizen (-13 Prozent). Die negative Entwicklung im Getreidesektor lässt sich durch die zu nasse Witterung während der Aussaat und Ernte sowie die geringere Anbaufläche erklären.
Ähnlich verlief es bei den Ölsaaten. Der Produktionswert verfehlte mit 1,6 Milliarden Euro (-15 Prozent) klar das Vorjahresergebnis. Dies war in erster Linie auf das geringere Erntevolumen (-14 Prozent) zurückzuführen, zudem gaben die Preise um zwei Prozent nach. Zur Aussaat und in der Vegetationsphase gab es oft zu viel Niederschlag, manchmal sogar Überschwemmungen. Darüber hinaus litten die Pflanzen zeitweise unter zu niedrigen Temperaturen. Dies führte zu erheblichen Ertragseinbußen bei Raps (-14 Prozent), Sojabohnen (-16 Prozent) und Sonnenblumen (-24 Prozent). Der Produktionsrückgang führte jedoch nicht zu höheren Erzeugerpreisen. Diese lagen für Raps und Soja leicht unter dem Vorjahresniveau, lediglich bei Sonnenblumen stiegen sie um 17 Prozent.
Bei Futterpflanzen insgesamt war 2024 ein geringer Rückgang (-ein Prozent) des Produktionswertes auf knapp 5,5 Milliarden Euro zu verzeichnen. Die Preise für alle Futterpflanzen (Grassilage, Maissilage und Heu) waren niedriger als im Vorjahr. Bei der eingebrachten Menge erreichten Heu- und Grassilage einen Zuwachs von zwei und acht Prozent; Maissilage verzeichnete ein Minus von fünf Prozent.
Die Preise für Kartoffeln waren im Durchschnitt um drei Prozent niedriger als 2023. Vorläufigen Schätzungen zufolge ist die Produktionsmenge jedoch um 19 Prozent gestiegen. Dies war vor allem auf die größere Anbaufläche zurückzuführen. Der Produktionswert lag mit fünf Milliarden Euro rund 15 Prozent über dem Vorjahreswert.
Hülsenfrüchte verzeichneten 2024 im Vorjahresvergleich einen deutlichen Anstieg der Erntemenge (+42 Prozent). Hierbei wurden 42 Prozent mehr Erbsen und 45 Prozent mehr Bohnen produziert. Möglich machten dies die Erweiterung der Anbauflächen sowie die für diese Kulturen günstigen Witterungsbedingungen. Die größere Verfügbarkeit drückte jedoch auf das Preisniveau, das im Mittel um elf Prozent nachgab. Dennoch lag der Produktionswert mit rund 150 Millionen Euro um 27 Prozent über dem Vorjahresergebnis. Die Bedeutung der Eiweißpflanzen ist langfristig gestiegen. Innerhalb von zehn Jahren hat sich deren Produktionswert verdreifacht.
Zu den Gewinnern zählten 2024 auch Obst und Gemüse. Den vorläufigen Berechnungen zufolge ist die Gesamtmenge des erzeugten Frischgemüses zwar um 2,5 Prozent gesunken, wozu die nasse Witterung beitrug. Doch traf das geringere Angebot auf eine gute Nachfrage, weshalb die Preise für alle Gemüsesorten im Schnitt um 20 Prozent spürbar stiegen. Insgesamt legte der Produktionswert bei Gemüse laut Schätzung um 17 Prozent auf sechs Milliarden Euro zu.
Bei Obst sind durch Spätfröste die Blüten oder Fruchtansätze einiger Arten wie Äpfel, Birnen und Kirschen erheblich geschädigt worden. Dies machte sich nach vorläufigen Daten mit einer um rund zehn Prozent geringeren Erntemenge bemerkbar. Aufgrund des reduzierten Angebots stiegen die Preise für alle Obstarten deutlich an, zum Beispiel bei Birnen um 17 Prozent. Der Produktionswert nahm deshalb im Vergleich zu 2023 um zehn Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zu.
Tierische Erzeugung
Mit 36 Milliarden Euro lag der Produktionswert der gesamten Tierproduktion in Deutschland 2024 minimal über dem Vorjahresniveau (+0,2 Prozent). Fast die Hälfte davon belief sich mit 17,8 Milliarden Euro auf Tiere, das waren rund zwei Prozent weniger als im Vorjahr. Dies wurde jedoch durch den Anstieg bei den tierischen Erzeugnissen um knapp drei Prozent auf 18,2 Milliarden Euro ausgeglichen.
Die Schweinehaltung erwirtschaftete erneut den höchsten Produktionswert. Mit 8,4 Milliarden Euro war jedoch ein Rückgang von fast sechs Prozent gegenüber 2023 zu verzeichnen. Grund dafür waren geringere Schlachtschweinepreise, die sich im Vorjahresvergleich um rund acht Prozent abschwächten. Aufgrund der Stabilisierung des Schweinebestands und höherer Schlachtgewichte stieg die Schweineproduktion erstmals seit Jahren wieder leicht an, um rund zwei Prozent.
Auch die Rinderschlachtung nahm zu, mit Ausnahme von Kälbern. Zudem mussten die Tiere oft teurer vom Schlachthof bezahlt werden. Folglich stieg der Produktionswert gegenüber 2023 um acht Prozent auf 4,8 Milliarden Euro.
Bei Geflügel lag die Produktionsmenge 2024 in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Die Preise fielen jedoch um rund acht Prozent, weswegen der Produktionswert mit 3,4 Milliarden Euro um acht Prozent unter dem Vorjahreswert lag.
Bei Schafen und Ziegen stieg der Wert der Erzeugung trotz der Blauzungenkrankheit aufgrund höherer Preise um rund 12 Prozent auf 268 Millionen Euro.
Unter den tierischen Erzeugnissen wuchs nach vorläufigen Berechnungen der Produktionswert von Milch gegenüber 2023 um fast vier Prozent auf 15,4 Milliarden Euro an. Nach 2022 ist dies historisch das zweithöchste Niveau. Bei nahezu unverändertem Rohstoffvolumen und guter Nachfrage legte der Milchpreis vor allem in der zweiten Jahreshälfte zu und dürfte im Jahresdurchschnitt rund vier Prozent über dem Vorjahresniveau liegen.
Bei Eiern nahm die Produktion 2024 um etwa drei Prozent zu. Die Erzeugerpreise schwächten sich jedoch tendenziell ab. Damit blieb der Produktionswert mit etwa 2,5 Milliarden Euro rund ein Prozent unter dem Vorjahreswert.
Hintergrund und weitere Informationen
Es wurden die Mengen- und Preisangaben aus den verschiedenen Erhebungen von Januar bis September oder Oktober 2024 berücksichtigt. Die fehlenden Werte wurden geschätzt. Eine zweite Schätzung der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung erfolgt im März 2025.