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Blauzungenkrankheit und Klauengesundheit – ein Erfahrungsbericht

Veröffentlicht am: 04.02.2025 17:08:07
Kategorie : Rinder

04.02.2025 - Die Blauzungenerkrankung breitete sich seit dem Juli 2024 in Deutschland rasant aus, mit erheblichen Konsequenzen für die Tiergesundheit – insbesondere für die Klauengesundheit, beginnend etwa zehn Tage nach erfolgter Infektion. Neben einem Rückgang der Milchleistung, der Futteraufnahme, einer Belastung der Eutergesundheit und Verlusten in der Fruchtbarkeit kommt es folglich zu einem vermehrten Auftreten von Lahmheiten in den Rinderbeständen. Mutterkühe sind ebenso betroffen, diese haben allerdings aufgrund der geringeren Leistung häufig weniger schwere klinische Fälle zu verzeichnen.

Was passiert an der Klaue während einer Blauzungeninfektion?

Nach der Ausbreitung des Erregers im Körper werden die Endothelien der Kapillaren (haardünne Blutgefäße) befallen und dort findet eine Erregervermehrung statt. Es kommt neben einer komplexen Reizantwort zu einem Zelluntergang und die Gefäße verengen sich bzw. verschließen sich ganz.  Damit ist die Durchblutung gestört und das Gewebe geht zu Grunde. Diese Symptomatik führt unter Umständen zu Veränderungen am Kronsaum (die sich sekundär infizieren können) oder zu Rehe – bedingten Veränderungen an der Lederhaut der Klauen. Dies bedeutet eine massive Durchblutungsstörung, eine Minderdurchblutung oder eine Lederhaut, die fast gar nicht mehr durchblutet wird. Sichtbar wird dieses durch eine zyanotisch grau-blau verfärbte Lederhaut. Dadurch kommt es mindestens zu einer diffusen Einblutung in das Sohlenhorn (SBD), sichtbar durch eine Rotverfärbung des Sohlenhorns. Im weiteren Verlauf wird minderwertiges Horn gebildet und es kann zu Zusammenhangstrennungen im Bereich der Weißen Linie kommen. In Folge dessen treten vermehrt Sohlengeschwüre (SG), Weiße Linien Defekte (WLD), Weiße Linien Abszesse (WLA) oder Doppelte Sohlen (DS) auf.  Gleichzeitig wird dem Immunsystem der Tiere soviel Arbeit abverlangt, dass es zu einem enormen Anstieg infektiöser Erkrankungen (v.a. Dermatitis digitalis – Mortellaro´sche Erkrankung (DD) und Dermatitis interdigitalis (DID) – Zwischenzehenphlegmone, Nekrobazillose oder Panaritium) kommen kann. Weiterhin kann man beobachten, dass der Heilungsprozess von Wunden stark verzögert ist (auch bei geringen Defekten wöchentliche Verbandswechsel nötig), Wunden teilweise sehr schlecht heilen, Diagnosen sich verschlechtern (DD M2 entwickelt sich zu DD M4.1) und häufig Sekundärinfektionen (z.B. WLA + DD, SG + DD) auftreten. Gerade wegen des Schweregrades der Defekte ist häufig auch der Einsatz von Entzündungshemmern (NSAID) und ggf. Antibiotika erforderlich, was zusätzliche Sperrmilch bedeutet.

Großer Therapiebedarf auf den Betrieben

In diesem Zusammenhang fällt auf, dass es sehr große betriebsspezifische Unterschiede gibt. In Abhängigkeit vom Gesundheitsstatus der Herde und der allgemeinen Belastung der Tiere kommt es mindestens zu einem Anstieg einzelner Diagnosen bis hin zu einem massenhaften Ausbruch einzelner Erkrankungen (v.a. SBD und DID). So gibt es Betriebe, die haben regelmäßig mehr infektiöse Diagnosen als nicht infektiöse Diagnosen und umgekehrt. Beiden gemein ist allerdings, dass in dem Zeitraum ab Juli 2024 ein Anstieg der Gesamtdiagnosen verzeichnet werden kann. In einem Beispielbetrieb stiegen die infektiösen Diagnosen etwa 2,5-fach und die nicht infektiösen Diagnosen etwa 3,5-fach an. Gleichzeitig stieg der Anteil diagnostizierter Tiere auf etwa 98 %, 53 % der Tiere wurden behandelt, 62 % der Tiere wiesen mehr als eine Diagnose auf, 20 % der Tiere bekamen zusätzlich Entlastungshilfen wie z.B. Klötze, 57 % bekamen Verbände, 10 % der Tiere wurden zusätzlich mit NSAID behandelt und 2 % unter Lokalanästhesie chirurgisch an der Klaue versorgt.

Allgemeine Haltungsbedingungen machen viel aus am Schweregrad der Infektion

Eine besondere Herausforderung war das Auftreten der Viruserkrankung gepaart mit hohen Lufttemperaturen (Hitzestress). Gerade in dieser besonderen Belastungssituation hat sich gezeigt, wie wichtig ein guter Allgemeinzustand der Tiere, ein gutes Management und ein hoher Tierkomfort sind! In Herden, die vor dem Auftreten der Blauzungenkrankheit Probleme mit Klauenerkrankungen hatten, konnte währenddessen ein enormer Anstieg der Klauendefekte festgestellt werden.  In Betrieben ohne jegliche Klauendefekte mit einem guten Management, bedarfsgerechter und regelmäßiger Fütterung, kaum Hitzestress, Unterbelegung, sehr gutem Tierkomfort und einer hohen Milchleistung (teilweise über 42 kg Milch pro Tag) gab es zwar auch Klauendefekte, allerdings deutlich geringer in Anzahl, Schweregrad und Nachbehandlungen. Einmal mehr wurde in diesem Zusammenhang klar wie wichtig das Tierwohl ist und nur gesunde Klauen tragen die Milch.

Klauenerkrankungen bedeuten nicht nur eine Leistungsminderung und Schmerzen für die Tiere, sondern auch einen erheblichen Mehraufwand für die betreuenden Personen. Jedes lahme Tier muss zeitnah behandelt und ggf. nachbehandelt werden, teilweise wird eine Klauenchirurgie erforderlich. Vielfach wurde aus einem routinemäßig geplanten Klauenpflegetermin ein reiner Behandlungstermin. Dies bedeutet schlagartig eine Zunahme des Arbeitsaufkommens absolut und eine relative Zunahme der Betreuungszeit pro Tier. Ist die Klauenpflege gut organisiert und handelt es sich um eine reine Klauenpflege, sind zehn gepflegte Tiere pro Stunde durchaus realistisch. Die reine Behandlungszeit pro Tier beträgt etwa vier bis fünf Minuten. Kommt es zu einem derartigen Anstieg der Klauenerkrankungen, sind teilweise nur zwei bis maximal fünf Tiere pro Stunde realistisch und die durchschnittliche Behandlungszeit steigt auf acht bis neun Minuten (Einzelfälle mit chirurgischen Maßnahmen bis zu 30 Minuten). Defekte erfordern mehr Zeitaufwand in der Pflege und die Wundbehandlung bedeutet mitunter zusätzlich Verbände und Entlastungshilfen. Somit verzögert sich die routinemäßige Klauenpflege in vielen Betrieben enorm und die Behandlungs- und Pflegekosten steigen etwa 3-fach an.

Mit dem Abklingen des Infektionsgeschehens „beruhigt“ sich die Situation langsam wieder, vor allem wenn die Nachbehandlungen und Folgeerkrankungen von z.B. Klauenrehe überstanden sind. Maßgeblich ist dabei die Hornbildung und Hornabnutzung, sodass nach etwa acht Wochen viele Diagnosen „herausgewachsen“ sind… .

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