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Blauzungenkrankheit in Thüringen und NRW
Veröffentlicht am:
10.08.2024 16:58:10
Kategorie :
News
, Rinder
10.08.2024 - In Nordthüringen ist bei Schafen die gefährliche Blauzungenkrankheit nachgewiesen worden. Betroffen ist jeweils ein Tier im Landkreis Eichsfeld und Nordhausen, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Die beiden Schafe würden nun behandelt.
Die für viele Tierarten gefährliche Blauzungenkrankheit breitet sich weiter aus. Bislang war in Thüringen kein Fall bekannt. Nun sind Einzeltiere in einer Region betroffen.
Für Menschen ist die Krankheit nicht gefährlich, für Tiere kann sie tödlich sein.
Das Ministerium geht davon aus, dass weitere Fälle in Thüringen folgen werden. Zuletzt wurde auch in Nachbarbundesländern die Tierseuche nachgewiesen. Experten zufolge war es nur eine Frage der Zeit, bis sie auch im Freistaat ankommen würde. Kaum ein Bundesland sei bislang noch frei von der durch Stechmücken übertragenen Krankheit, so das Ministerium. Auch andere europäische Länder sind betroffen.
Ministerin: Witterung problematisch
«Der heiße und feuchte Sommer beschleunigt die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit enorm, da er Stechmücken ideale Bedingungen bietet», sagte Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke). Tiere, die erkranken, zeigten zum Teil schwere Symptome. «Deshalb ist eine Impfung auch aus Tierschutzgründen geboten.»
Finanzielle Unterstützung bei der Impfung erhalten Tierhalter vom Land und der Tierseuchenkasse. Das Ministerium empfiehlt auch den Einsatz von insektenabwehrenden Mitteln. Zuletzt war die Blauzungenkrankheit in Thüringen laut Ministerium 2009 festgestellt worden.
Tiertransporte nur noch mit Einschränkungen erlaubt
Durch die Nachweise nun hat Thüringen seinen Status als von der Krankheit verschontes Bundesland verloren. Das bedeutet, dass Wiederkäuer in freie Gebiete nur noch unter bestimmten Bedingungen gebracht werden dürfen.
Die Viruserkrankung trifft Wiederkäuer wie Schafe oder Rinder. Erkrankte Tiere leiden etwa an Fieber und Appetitlosigkeit. Derzeit verbreitet sich laut Friedrich-Loeffler-Institut die Blauzungenkrankheit des Serotyps 3 - sie wurde auch bei den Fällen in Nordthüringen nachgewiesen.
Blauzungenkrankheit greift in NRW weiter um sich
Ausbrüche vor allem bei Rinder- und Schafbeständen nehmen weiter zu. Eine Infektion kann schlimm ausgehen. Es gibt Fortschritte beim Impfen. Aber leider auch schon viele tote Tiere.
In Nordrhein-Westfalen breitet sich die Blauzungenkrankheit vor allem bei Rinder- und Schafbeständen auch weiterhin deutlich aus. Bisher zeichne sich keine Abnahme der Ausbruchszahlen ab, hieß es aus dem NRW-Landwirtschaftsministerium in Düsseldorf. Zugleich nimmt aber die Zahl der gegen die Krankheit geimpften Tiere deutlich zu. Im Extremfall führt die Infektion zum Tod der betroffenen Tiere. Für Menschen ist der Erreger nicht gefährlich.
Bis Herbst 2023 galt Deutschland offiziell als frei von der Erkrankung. Nach einem Ausbruch in den Niederlanden hatte es im Oktober 2023 dann einen Fall am Niederrhein im Kreis Kleve gegeben. Seitdem ist ganz NRW als betroffenes Gebiet ausgewiesen, seit Anfang bis Mitte Juli 2024 wurde nun ein rasanter Anstieg beobachtet. Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen zeigte sich sehr besorgt. Der «Rheinischen Post» (Samstag) sagte die CDU-Politikerin: «Die Schäfer melden uns Erschütterndes von den Weiden.»
Infektionszahlen klettern weiter auf rund 1.470 Ausbrüche - viele tote Tiere
Seit dem ersten Fall im Herbst 2023 wurden bis zum 8. August laut Ministeriumssprecher 1.472 Ausbrüche gemeldet. Davon entfielen 704 auf Rinderbestände, 737 auf Schafbestände und 31 auf Ziegenbestände, wie er auf dpa-Anfrage sagte. Hinzu kommen einige Verdachtsfälle im niedrigen zweistelligen Bereich.
Die RP zitierte den Schafzüchterverband, demzufolge Anstalten zur Tierkörperbeseitigung kaum mit der Abholung verendeter Tiere hinterherkommen. Teilweise stapelten sich die Kadaver bei den Betrieben eine Woche lang.
Die Virus-Erkrankung bei Wiederkäuern wird über Mücken weitergegeben. Die über Wochen anhaltende feucht-warme Witterung ist ideal für diese Insekten. Erkrankte Tiere - vor allem Schafe - können Symptome wie etwa Lahmheit, Fieber, gestörtes Allgemeinbefinden mit verminderter Futter- und Wasseraufnahme, Ödem- und Krustenbildung insbesondere im Kopfbereich aufweisen. Und im schlimmsten Fall sterben. Der Name der Krankheit kommt daher, dass die Zungen von erkrankten Tieren manchmal blau gefärbt sind. Gorißen sagte der RP, viele Tiere erkrankten schwer. Die Tierverluste seien deutlich angestiegen.
Schon gut 259.600 Tiere geimpft
Drei Impfstoffe sind gegen das Virus des Serotyps 3 (BTV-3) zugelassen. Die NRW-Tierseuchenkasse zahlt für Tierhalter eine Beihilfe für Impfungen: Zwei Euro pro Rind und ein Euro pro Schaf. Dem Ministerium zufolge sind aktuell schon 259.610 Tiere geimpft - darunter 185.257 Rinder, 72.589 Schafe und 1.764 Ziegen. In der Regel handele es sich dabei um Tiere in landwirtschaftlichen Betrieben. Es seien aber auch Haltungen zu Hobbyzwecken oder etwa Zoo-Tiere erfasst.
Verdachtsfälle der Blauzungenkrankheit müssen gemeldet werden. Über eine Blutanalyse kann man klären, ob es sich wirklich um BTV-3 handelt oder um eine andere Erkrankung. Ist eine Blauzungenkrankheit nachgewiesen, wird die vorsorgliche Sperrung des betroffenen Betriebes aufgehoben. Zeigt das Testergebnis, dass es sich hingegen um eine von Tier zu Tier innerhalb der Herde übertragbare Erkrankung handelt, bleibt es bei der Sperrung. Da die Blauzungenkrankheit ausschließlich von fliegenden Mücken übertragen wird, macht eine Sperrung in dem Fall keinen Sinn.
Die Geschäftsführerin des Schafzüchterverbands NRW, Fides Lenz, sagte der «Rheinischen Post», die wirtschaftliche Lage sei für einige Betriebe bereits bedrohlich. «Und die Todeszahlen steigen kontinuierlich immer weiter. Wir sind sehr besorgt, was das für die Schafhaltung in NRW für langfristige Konsequenzen bedeutet.» Man hoffe auf die Unterstützung des Landes zur Rettung der Betriebe.