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Ausschuss bespricht Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche
Veröffentlicht am:
15.01.2025 16:13:12
Kategorie :
Allgemein
15.01.2025 - Der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft hat sich Mittwochvormittag in einer Sondersitzung von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis90/Grüne) über Sicherheitsmaßnahmen zur Eindämmung der Maul- und Klauenseuche und die Konsequenzen für die Landwirtschaft berichten lassen. Vor allem ein möglicher wirtschaftlicher Schaden in Milliardenhöhe verunsichert die ohnehin geschwächte Branche.
Erstmals seit 1988 ist die Maul- und Klauenseuche (MKS) in Deutschland wieder aufgetreten. Der Ausbruch auf einem Büffelhof in Brandenburg versetzt Landwirte bundesweit in Sorge. An der hochansteckenden Viruserkrankung können Klauentiere wie Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen, aber auch viele Zoo- und Wildtiere erkranken. Das Virus ist widerstandsfähig und kann sich leicht ausbreiten.
Minister Özdemir machte deutlich, das oberste Ziel aller Maßnahmen sei es, die Maul- und Klauenseuche in Deutschland einzudämmen. Weitere Ausbrüche sollten verhindert werden, Vorsichtsmaßnahmen wie die Bereitstellung eines Impfstoffes in Gang gesetzt werden. Vor allem seien Bundesregierung, Landesregierungen und Verbände dazu aufgerufen, den Schaden, der durch den aufgetretenen Fall in Brandenburg entstanden sei, gering zu halten.
Auch fast eine Woche nach Bekanntwerden des MKS-Ausbruchs in Brandenburg sei unbekannt, wie das Virus auf den Hof gelangen konnte und wann sich die Tiere konkret infiziert haben. Es sei lediglich bekannt, dass das Virus, Typ Zero, aus dem vorderasiatischen Raum, aus der Region rund um die Türkei und dem Iran stamme. Ein absichtliches Einbringen des Virus in den Hof schließen die Experten des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI), des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit, aus. Vielmehr könne der Erreger durch Essensreste dorthin gelangt sein.
Die Abgeordneten zeigten sich sehr besorgt. Von Seiten der SPD-Fraktion wurde die Herstellung und das Bereitstellen von Impfstoffen thematisiert. Für MKS-Viren geeignete Impfstoffe seien in der MKS-Antigenbank Deutschland vorhanden. Diese MKS-Antigenbank sei extra für Fälle wie den aktuellen Ausbruch eingerichtet worden. Nach Antragstellung durch das Bundesland Brandenburg könne der Impfstoff hergestellt und innerhalb weniger Tage ausgeliefert werden.
Markus Schick, Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), betonte, dass 750.000 Impfdosen produziert werden könnten, der Stoff sei zwei Jahre haltbar und könne, wenn er nicht für den aktuellen Fall zum Einsatz käme, auch exportiert werden. Das Land Brandenburg müsse den Antrag stellen, doch das sei bisher noch nicht erfolgt.
Die Parlamentarier sprachen sich mehrheitlich für die Produktion des Impfstoffes aus, es müsse alles getan werden, um vorbereitet zu sein, sollte sich das MKS-Virus auf andere Regionen ausbreiten beziehungsweise dort festgestellt werden.
Kritik am derzeitigen Krisenmanagement des Landes Brandenburgs kam von einer Abgeordneten der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Sie verwies auf TV-Berichte, wonach Journalisten auf dem Gelände des Nachbarhofs des betroffenen Unternehmens herumgelaufen seien. Bei einem derart hochansteckenden Virus und der Gefahr einer Verbreitung durch an der Kleidung und an Schuhsohlen sitzenden Viren sollten solche Vorkommnisse unterbleiben.
Die Vertreter der Fraktionen von CDU/CSU und FDP machten auf den wirtschaftlichen Schaden aufmerksam, der bereits entstanden sei. Auch wenn laut EU-Recht Warenlieferungen aus Ländern, in denen MKS regional auftrete, weiterhin frei handelbar seien, sehe das in der Realität anders aus. Der Handel würde Fleisch, Fleischprodukte, aber auch Milch und Milchprodukte nicht mehr nachfragen. Die Landwirte und die Hersteller blieben auf ihren Produkten sitzen. Erste Länder wie Südkorea und Kanada hätten die Einfuhr dieser Waren untersagt. Großbritannien und Mexiko hätten signalisiert, sich dem anzuschließen. Außerdem sei nicht geklärt, wer für den Schaden aufkomme, die Tierseuchenkasse werde wahrscheinlich nicht alle Schäden ersetzen.
Der Abgeordnete der AfD-Fraktion erkundigte sich nach der Höhe der Schäden. Die Bundesregierung sei gefordert, umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um die Exportmärkte offen zu halten und die deutschen Tierhalter wirksam zu unterstützen. Das BMEL könne nach eigenen Aussagen den wirtschaftlichen Schaden, der durch den Ausbruch entstanden ist, derzeit jedoch noch nicht beziffern. Der Deutsche Bauernverband (DBV) habe bekannt gegeben, dass das Umsatzvolumen deutscher Landwirtschaftsbetriebe mit tierischen Produkten in Drittländer bei fünf Milliarden Euro pro Jahr liege.
Von Seiten der Gruppe Die Linke kam der Hinweis, der Seuchenausbruch sei bisher regional, bei anderen Tierseuchen wie beispielsweise der Afrikanischen Schweinepest (ASP) habe man Möglichkeiten gefunden, dass der Handel aus unbelasteten Regionen fortgesetzt werden konnte. Diese Möglichkeit solle erörtert werden, auf Ebene der EU, aber auch in Gesprächen, die die Vertreter der Bundesregierung und der Landesregierungen in den nächsten Tagen mit Gästen auf der Internationalen Grünen Woche führen wollen. Die Messe gilt als der international wichtigste Austausch von Vertretern aus der Ernährungswirtschaft, der Landwirtschaft sowie dem Gartenbau, sie findet vom 17. bis 26. Januar in Berlin statt.
Zum Hintergrund: Das MKS-Virus wurde am 10. Januar bei drei Wasserbüffeln auf einem Betrieb im brandenburgischen Hoppegarten im Landkreis Märkisch-Oderland nachgewiesen. Die Tiere starben an der Krankheit, elf Tiere wurden anschließend vorsorglich getötet. Auch die Tiere eines Hofes, der Heu von dem betroffenen Landwirt erhalten hatte, wurden gekeult. Alle Tierkadaver werden auf das Virus untersucht.
Der betroffene Landkreis hat vorläufig eine Schutzzone im Radius von drei Kilometern rund um den befallenen Betrieb eingerichtet. Brandenburg und weitere Bundesländer verhängten ein Transportverbot für Schweine, Schafe, Rinder und Ziegen, um eine weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern. In Berlin schlossen vorsorglich der Zoo und der Tierpark. Auch dort wurde der Transport von Klauentieren vorerst verboten. Auf der Internationalen Grünen Woche werden in diesem Jahr keine Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Alpakas ausgestellt.
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